Rheinwasser früher und heute

Nutzung des Rheins

Die Entwicklung des Rheins hat in den letzten zwei Jahrhunderten einen sehr tiefgreifenden Strukturwandel durchlaufen. Die vielfältige Nutzung des Rheins durch den modernen Menschen des Industriezeitalters hat dieses Ökosystem bis an seine Grenzen beansprucht und es zunehmend veröden lassen. Dabei hat der Rhein wichtige Aufgaben für uns zu erfüllen. Wir nutzen ihn als:

  • Binnenwasserstrasse für den Transport von Gütern
  • Ableiter von gereinigten Abwässern
  • Energiequelle für die Erzeugung von elektrischem Strom
  • Freizeit- und Erholungsraum
  • Trinkwasserquelle für rund 20 Millionen Menschen

Verschmutzung während der Industrialisierung

Der Beginn der industriellen Nutzung war von grosser Sorglosigkeit geprägt, so dass die Gewässer in zunehmendem Masse belastet wurden. Dadurch gestaltete sich die Aufgabe, einwandfreies Trinkwasser aus Rheinwasser zu gewinnen, ständig schwieriger, im Mündungsbereich in den Niederlanden fast unmöglich. Dass die Rheinverschmutzung Ursache für die bei den Trinkwasserversorgungen aufgetretenen Schwierigkeiten war, wurde zunächst bestritten, da eine Erhebung beweiskräftiger Messgrössen fehlte.

Gewässer­gütekarte des Rhein

Erste Initiativen

So waren neben verschiedenen Organisationen auch die Wasserwerke entlang des Rheins zu einer Zusammenarbeit aufgerufen. Das Ziel war damals, die nötigen Untersuchungen in Gang zu setzen, welche die Rheinwasser­beschaffenheit nach den relevanten Gesichtspunkten der Trinkwasser­aufbereitung klar aufzuzeigen vermochten.

IAWR / AWBR

Die Wasserwerke von der Quelle bis zur Mündung bildeten verschiedene Arbeitsgruppen, die sich später zu einer internationalen Dach­organisation, der IAWR (Internationale Arbeitsgemeinschaft der Was­serwerke im Rheineinzugsgebiet) zusammengeschlossen haben. In der Schweiz und im süddeutschen Raum wirkt die AWBR (Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee Rhein), in der auch die Hardwasser AG Mitglied ist. Gemeinsam engagieren sich diese Organisationen für den Schutz des Rheins als Quelle für die Trinkwassergewinnung und als Ökosystem insgesamt.

Milliarden­investitionen in Kläranlagen

Die Forderungen nach einer drastischen Verringerung von Schadstoff­einträgen und einer Überwachung ihrer Verursacher blieben nicht ungehört. Milliardeninvestitionen von Industrie und Kommunen für Kläranlagen sorgten für eine allmähliche Erholung des Rheins und seiner Nebenflüsse. Das zu Beginn der Siebzigerjahre ins Leben gerufene Mess- und Beurteilungsprogramm, das an einer Tagung der IAWR in Basel vorgestellt wurde und seither Basler Modell genannt wird, zeigt eine deutliche Verbesserung der Qualität des Flusswassers in fast allen Messgrössen. Erweiterte Analyseprogramme der IKSR (Internationale Kommission zum Schutze des Rheins), wie auch der AWBR bestätigen die erfreuliche Entwicklung bis in die Gegenwart.

Empfindliche Analysetechnik

Die kontinuierliche Steigerung der Empfindlichkeit in der Analysetechnik während der letzten Jahrzehnte erlaubt es heute, Fremdstoffe in geringsten Konzentrationen im Wasser nachzuweisen. So können Spuren im unvorstellbaren Bereich von einigen Nanogramm pro Liter festgestellt werden. Wenn man sich vorstellt, die Distanz zwischen Erde und Mond – in Wahrheit 385'000 km – entspräche einem Gramm, so würde ein Nanogramm gerade mal eine Strecke von 38,5 cm ergeben. Diese enorme Empfindlichkeit erlaubt es, bei Wasseruntersuchungen ebenfalls ein Augenmerk auf das Vorhandensein sogenannter Mikroverunreinigungen wie Arzneimittelrückstände und hormonell (endokrin) wirksamer Stoffe zu legen.